Ein Beitrag von Artin Sjn

Liebe Freunde,es gibt wahrscheinlich wenige Menschen, die sich nicht daran erinnern können wo sie waren und was sie machten, als sie von 9/11 (Nine/Eleven) erfuhren. Für mich gibt es jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ein zweites, ein armenisches 9/11. Zumindest fühle ich es so.

Ich brauchte einige Tage, um zu realisieren, was unserem Volk widerfahren ist. Je mehr ich dieses angebliche „Friedensabkommen“, was für uns Armenier alles andere als Frieden bedeutet, verstehe, desto bewusster wird mir, welch grausame Zeiten uns bevorstehen (können).Und als ob es nicht schlimm genug wäre, dass wir unsere Heimat, unsere Erde, unsere Kirchen und Klöster verloren haben, Tausende dafür sterben mussten – darunter größtenteils 18-30 Jährige Väter, Söhne oder Enkelkinder – und Zehntausende vertrieben wurden, zerfleischen sich dazu unsere Landsleute untereinander. Jeder beschuldigt jeden des Verrats. Immer absurdere Dinge werden sowohl von selbsternannten Kriegsexperten und Geheimdienstlern in den sozialen Medien, als auch von öffentlichen Personen in Armenien veröffentlicht.Ich könnte jetzt auch ein ausführliches Statement zu MEINER politischen Meinung schreiben, aber ich verzichte darauf, weil es

1. zu genüge von allen Anderen gemacht wird und

2. wir Diaspora-Armenier nichts an den Entwicklungen in Armenien ändern oder beeinflussen können.

Uns bleibt nur die Hoffnung, dass die Emotionen möglichst schnell runtergefahren und vernünftige und rationale Entscheidungen getroffen werden. Auf unsere Nation wartet in allen Hinsichten eine Menge Arbeit. Ich wünsche mir, dass wir zukünftig eine starke Regierung haben werden, die frei von Korruption und Mafia-Gehabe die diplomatischen Beziehungen zu Russland pflegt, schnell- und bestmöglich verbessert und dabei nicht die Demokratisierung des Landes aus den Augen verliert.

In einem Punkt sind sich alle Armenier weltweit wahrscheinlich einig. Der Frust und die Wut über die internationale Gemeinschaft, die schwieg und dabei zusah, wie diese Barbaren mit Hilfe von Islamisten über uns hergefallen sind. Der Frust und die Wut über die neutrale, wenn nicht sogar türkisch- aserbaidschanische angehauchte Berichterstattung in den Medien.

Jetzt, wo der Krieg vorbei ist, bestätigt plötzlich die UN den Einsatz von Terroristen und für Frankreich ist es ganz wichtig, dass die armenischen Interessen im „Friedensabkommen“ berücksichtigt werden.Jetzt ist es aber zu spät, Ihr Heuchler. Ihr habt alle daran mitgewirkt, zwei aufblühende Demokratien zu zerstören und dafür zwei Diktaturen zu stärken.

Ich glaube ich kann mir nach diesen 7 schlimmen Wochen ansatzweise vorstellen wie es unseren Vorfahren vor 105 Jahren im Osmanischen Reich erging und wie alleingelassen sie sich fühlen mussten. Wieso in den Augen unserer Großeltern und Urgroßeltern immer dieser Schmerz und diese Trauer zu sehen ist und wieso sie so ungerne über die Zeit damals sprechen, aber immer Wert darauf legen, dass wir – ihre Kinder – wohl behütet und glücklich aufwachsen, um dieses Leid, was SIE erlebten und sahen, von uns fernzuhalten. Wahrscheinlich werden unsere Kinder, ob wir wollen oder nicht, die selbe Trauer auch in unseren Augen sehen.Wen haben wir also auf unserer Seite? Niemanden. Wir sind 2,5 Mio + 8 Mio. Wir haben kein Öl, aber wir haben UNS.

Und jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Anliegen

Wer denkt, dass der Krieg vorbei ist, der irrt. Artsakh ist jetzt eine Insel mitten in Aserbaidschan. Wir sind jetzt vom Bösen umgeben, was nur darauf wartet, erneut über uns herzufallen. Der Status von Artsakh ist noch immer ungeklärt. Was passiert mit den Karabach-Armeniern in fünf Jahren, wenn russische Truppen abziehen? Aserbaidschans Kulturminister behauptet gestern – noch bevor die Karabach-Armenier ihre Heimat verlassen – dass das Khudavang Kloster aus dem 9. Jahrhundert albanisch sei. Er ignoriert einfach die seit Jahrhunderten unveränderten armenisch-christlichen Wandzeichen und behauptet, die Armenier hätten es okkupiert. Die kulturelle Zerstörung geht also bereits los! Cavusoglu sagt gestern, die Armenier sollten es nicht wagen, das Abkommen zu verletzen, sonst werden sie eine weitere Lektion erhalten. Aliyev sagte heute, dass die Armenier „für die Schäden in den von ihnen besetzten Gebieten zahlen müssen“. Durch unser Land wird bald ein Korridor führen, der von Istanbul bis Baku verläuft und unsere Grenze zum Iran durchschneidet.Bald gibt es nur noch eine offene Grenze, nämlich die nach Georgien. Georgien, das Land, welches während des Krieges die Grenzen und den Luftraum für humanitäre Hilfe nach Artsakh schloss. Versteht Ihr wie ernst es ist?Nicht nur auf unsere Nation wartet eine Menge Arbeit – AUCH auf die Diaspora. Es genügt nicht, auf der Couch sitzender Experte in den Social Medias zu sein, über Pashinyan zu meckern, sich über die Medien aufzuregen, die Schuldigen der letzten Wochen zu finden oder wegen dem Abkommen zu trauern.WIR müssen jetzt Verantwortung übernehmen. Wir müssen zwar auch die Entwicklung in Armenien abwarten, ABER wir können nicht früh genug damit anfangen, mit der Arbeit zu starten. Humanitäre und wirtschaftliche Hilfe braucht Armenien auch nach dem Krieg, gerade jetzt!Mittel- und langfristig ist noch ein weiterer Aspekt unverzichtbar. Nämlich unsere parteipolitische Arbeit in Deutschland!Es kann doch nicht sein, dass es keinen einzigen nennenswerten Politiker mit armenischen Wurzeln in diesem Land gibt. Wir können nicht all unsere Hoffnung in einen Cem Özdemir oder eine Sevim Dagdelen stecken. Das genügt einfach nicht. Wir werden nicht gehört. Wir haben keine Lobby. Man nimmt uns nicht ernst. Nur ein einziger Armenier im Bundes- oder Landtag würde mehr wiegen, als 100 Demos, Petitionen oder Autobahnblockaden. Selbst ein Mitglied im Stadtrat wäre ein Erfolg.Wenn wir nicht wollen, dass die Welt uns ignoriert, dann müssen wir was dafür tun, dass es sich ändert. Der Gegner hat vor Jahrzehnten damit begonnen, alle deutschen Parteien zu unterwandern. Sämtliche Parteien und politische Organisationen/Verbände usw. sind voll von ihren Faschisten und Islamisten, die parteiübergreifend gemeinsame Sache machen. Sie bekleiden Positionen in Behörden, Vereinen oder anderen wichtigen Institutionen. Deswegen ist es so schwer gegen sie anzukämpfen. Wir können entweder das selbe tun oder weiter dabei zusehen und es ignorieren (so wie der Rest der deutschen Politik), wie sie ihre Interessen ungehindert durchsetzen.Wir müssen versuchen an politischem Einfluss zu gewinnen. Das ist viel leichter, als sich viele vorstellen. Die notwendigen Ressourcen, Unterstützer und Kontakte sind vorhanden, wir müssen sie nur nutzen und strukturiert und organisiert vorgehen – UND – einfach nur machen! Dafür brauchen wir energische Menschen mit Durchhaltevermögen, die neben ihrem Job und der Familie dazu bereit sind, ihre Kraft und Zeit zu investieren. Egal ob Armenier, Griechen, andere Orthodoxe oder sonst wer. Egal ob IHR oder jemand, den Ihr kennt. Allein die armenische Gemeinde in Köln zählt Tausende Mitglieder. Gerade JETZT sind wir alle gefragt. Genügt es uns voller Stolz immer von den Heldentaten und den großen Werken unserer Vorfahren zu erzählen? Oder wollen wir auch, dass unsere nächsten Generationen genau so stolz von UNS erzählen? All die jenigen unter Euch, die den Drang verspüren, was zu bewegen und sich für unsere Interessen einzusetzen, sprecht mich einfach an. Lasst uns hinsetzen und nach Lösungen und Wegen suchen. Abgesehen davon, dass die Zukunft unserer Heimat grade jetzt stärker denn je auch von UNSEREM Tun und Wirken abhängt, gibt es noch viele weitere innenpolitische Themen, die UNS betreffen und die WIR angehen müssen. Es ist noch nicht zu spät..Kopiert den Text gerne, damit wir möglichst viele unserer Leute erreichen und schnellstmöglich mit der Arbeit beginnen können!!”

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