Als der russische Dichter Ossip Mandelstam 1930 Armenien und die Stadt Shushi besuchte, berichtete seine Frau später, dass er dort kaum essen konnte, weil er das Gefühl hatte, jegliches Brot sei mit dem Blut der Armenier*innen durchtränkt. Der Hintergrund war, dass 1920 mehr als 20.000 Armenier*innen in Shushi von Aserbaidschanern ermordet wurden und ein grausames Massaker stattfand.

Zum Zeitpunkt des Besuches von Mandelstam war Shushi überwiegend aserbaidschanisch, fast kein Armenier lebte noch dort. Heute kocht unser Blut über, wenn wir sehen, dass über Shushi türkische Flaggen wehen und dass faschistische Banden in die zurückgelassenen armenischen Wohnungen gehen, um dort zu plündern und die Opfer zu demütigen.

Das Parlament von Arzach sollte nach Shushi ziehen, was einige (nicht nur) in Aserbaidschan als “Provokation” empfangen aufgrund der historischen Bedeutung Shushas für Baku, über die ich schon mehrfach geschrieben habe. Wenn das aber eine “Provokation” gewesen sein sollte, dann zeigt das nur, dass das Selbstbestimmungsrecht Arzachs für diese Leute nichts zählt und dass besonders für die panturkistischen Nationalisten unsere bloße Existenz schon eine Provokation darstellt.

Shushi wird wieder auferstehen und diese Fahnen der Unterdrückung niederwerfen. Diese Fahnen, die nun auch in Aserbaidschan, Kurdistan, Irak, Syrien und Libyen wehen und das Symbol der Unterdrückung schlechthin darstellen. Gestern hat das türkische Parlament dem Einsatz türkischer Truppen in Aserbaidschan nun auch offiziell zugestimmt. Der Kampf gegen den Panturkismus geht unvermindert weiter, egal ob in Deutschland oder in Arzach.

Hovhannes Gevorkian

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