Leo Ensel

Der Deutschlandfunk, der Karabachkrieg und der Waffenstillstand

Vor drei Wochen konnte man früh morgens im Deutschlandfunk einen Beitrag hören, der jetzt nach dem am Montag von Russland durchgesetzten Waffenstillstandsabkommen im Krieg um Berg-Karabach die Chance hat, zu einem wahren Klassiker

der deutschen Berichterstattung im Kaukasuskrieg zu avancieren. Und zwar aus gleich zwei Gründen: Zum einen kann man hier zusätzlich zum beliebten “Both-Sideism” geradezu lehrbuchmäßig noch eine weitere Technik der unvollständigen Berichterstattung studieren, nämlich die Weigerung, “Eins und Eins zusammenzuzählen”, sprich: die Konsequenzen aus bestimmten Informationen zu ziehen und diese klar zu benennen. Zugleich wurde hier erstmals in nie gekannter Offenheit ein Ziel der türkisch-aserbaidschanischen Kriegsführung benannt, dessen logistische Voraussetzungen in atemberaubender Geschwindigkeit – und für die Armenier bitter demütigend – nun tatsächlich realisiert werden.

In der um 6:15 ausgestrahlten Sendung “Bergkarabach: Türkei zielt auf Korridor bis zum Kaspischen Meer” trug der Istanbuler Politologe Hakan Günes zunächst die recht abenteuerliche These, der Konflikt “trage Moskaus Handschrift”, vor. Der Kreml, so seine besonders originelle Deutung des Krieges im Südkaukasus, habe “Ankara ganz bewusst in diesen Krieg hineinziehen wollen: Denn wenn die Türkei in Bergkarabach aktiv sei, könne sie sich nicht mehr so sehr um das syrische Idlib kümmern, wo sich Russland und die Türkei gegenüberstehen.”

Der türkische Idealismus …

Aber bei dieser Salto-mortale-Argumentation blieb es nicht. Kurz danach ging es um Hard Facts: Im Konflikt um Berg-Karabach verfolge Ankara auch noch ein anderes Interesse. Es gehe um einen Korridor – von der Türkei bis zum Kaspischen Meer. Worauf auf eine – im Rundfunk leider nicht sichtbare – Landkarte verwiesen wurde:

Mehr: https://www.heise.de

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